Panne
Geduldsmensch
28. Juni 2016
Ins Heim und dann…
… Allein unter Wölfen?
Lieber Karl Heinz, ich wünsche dir ein frohes neues Jahr und vor allem GESUNDHEIT. Anne erzählte mir, dass du zum Ende des Monats meine Heimunterbringung veranlasst hast. Ich bin sehr verwirrt und der Gedanke daran macht mir sehr viel Angst. Schreien, ich muss schreien, kneifen, festhalten, auf die Hand beissen, denn nur so kann ich noch kommunizieren. Anne versucht mich, eigentlich wie immer, so gut es geht, zu beruhigen. Mir geht es gar nicht gut. Körperlich und geistig baue ich mehr und mehr ab. Es geht zu Ende. Ich beginne meine letzte Wegstrecke…..Angst davor habe ich nicht, denn Anne begleitet mich bis zum letzten Atemzug. Das hat sie mir versprochen. Nun kann SIE ihr Versprechen nicht mehr halten, weil DU es so willst. Glaube mir, ich wäre lieber gesund und würde mir Schuhe und Mantel kaufen. Nein, ich muss Geld ausgeben für Windeln, Pflege, Essen – ausschließlich. So hab ich mir meine letzten Jahre auch nicht vorgestellt. Die körperliche Kraft lässt immer mehr nach. Leider kann ich kaum noch laufen, meine Muskelkraft nicht angemessen einsetzten. Oft wirke ich sehr aggressiv auf andere. Das tut mir leid, aber ich verstehe und fühle noch so viel, aber Worte formulieren kann ich nicht. Anne weiss und spürt das. Veränderungen kann ich nicht so gut einschätzen auch das macht mir Angst. Und ich kann meine Wünsche nicht äußern. Alltägliche Dinge sind wie Rätsel raten…..Anne versteht mich. Auch wenn ich nachts schreie. Sie fragt nach, bietet mir zu trinken an, wechselt die nasse Windel, gibt mir zu Essen und singt mir etwas vor. Bettet mich um und massiert meine schmerzenden Muskeln. Sie hat eine unglaublich Geduld mit mir. Nichts wird ihr zu viel.
Was ich besonders toll finde, ich darf so sein wie ich bin. Sie schüttet mich nicht voll Medikamente. Die Krankheit nimmt mein ICH und mein SEIN. Bitte nimm mir nicht die Möglichkeit in Würde und Frieden meinen letzten Weg zu gehen. Wer ist bei mir, wenn du mich wegbringen lässt.Wer gibt mir zu essen und zu trinken. Wer geht mit mir spazieren. Wer bewegt mich mehrmals am Tage durch. In dem Heim bin ich ganz allein …